»Tönniesweg«

 

Foto: Jürgen Storm, Bosau
Foto: Jürgen Storm, Bosau

 

Anno 804

Karl der Große besiegt nach dreißigjährigem Ringen mit Hilfe der slawischen Wagrier und Obotriten die heidnischen Sachsen. Die in Holstein einheimischen Sachsen werden zum großen Teil ausgesiedelt. Die Slawen nehmen holsteinisches Land in Besitz, das ihnen vom Kaiser für ihre Hilfe versprochen worden ist. Bosau, slawisch Bozowe, bildet unter und südöstlich der heutigen Kirche eine slawische Siedlung, wahrscheinlich mit einer Kultstätte. Auf dem Großen Warder (Bischofswarder) entsteht eine slawische Burg, deren Wallreste auf dem Nordteil des Warders heute noch erkennbar sind. Der Seespiegel lag damals und bis ins 12. Jahrhundert um einen Meter tiefer als heute. Die Bosauer Flur in der Ebene zwischen Kliff und See war um 70 Hektar größer als heute.

Anno 952

Otto L, der Große, richtet das Bistum Oldenburg ein. Marko wird erster Bischof in Oldenburg und erhält Bosau geschenkt. Von Oldenburg, slawisch Starigard, sollen die in Ostholstein ansässigen heidnischen Slawenstämme zum Christentum bekehrt werden.

Anno 1149

Der Oldenburger Bischofsstuhl war 83 Jahre unbesetzt. Erzbischof Hartwich von Hammaburg (Hamburg) beruft den Priester Vicelin aus Faldera (Neumünster) nach Oldenburg und weiht ihn zum Bischof. Oldenburg ist Vicelin zu unsicher, er verlegt den Bischofssitz nach Bosau und läßt den Priester Volkward eine Kirche bauen. Durch Aufstau für den Betrieb von Mühlen und durch eine Schlechtwetterperiode ist der Seespiegel um 2,20 Meter gestiegen. Die Kirche liegt auf einer Insel.

Anno 1151

Mit dem Bau der St.-Petri-Kirche wird begonnen.

Anno 1152

Der Kirchenbau ist so weit fortgeschritten, dass Vicelin hier die Messe lesen kann. Wahrscheinlich war aber nur der Chor erstellt, denn die Kirche war (möglicherweise) als Rundkirche mit angebautem Chor geplant. Es war die damals in Holstein und in Skandinavien an einigen Plätzen bevorzugte Form der Wehrkirche.

Anno 1154

stirbt Bischof Vicelin am 12. Dezember in Faldera.Vicelin bestellte als ersten Priester Bruno. Ihm zur Seite stand Helmold und schreibt hier die chronika slaworum, die „Slawenchronik“ (beendet 1170). Sie gibt einen geschichtlichen Überblick von der Zeit Karls des Großen bis 1170.

Anno 1156

Bischof Gerold erhält von Heinrich dem Löwen über Graf Adolf von Schauenburg die Dörfer Gothesvelde (Hutzfeld), Wobize (Wöbs), Gamal und Eutin. Gerold verläßt Bosau und richtet sein Bistum in Lübeck ein. Gerold erkrankt auf einer Reise durch sein Kirchspiel und stirbt 1163 in Bosau.

Anno 1160

In Bosau lebt das Geschlecht der Familie Brooks, das schon in vorvicelinischer Zeit in Bosau ansässig war. 1160 ist der Name „Brooks“ zum ersten Male urkundlich belegt, aus dieser Familie sind Lübecker Bürgermeister und Admirale der Hanse hervorgegangen.

Anno 1459

Adolf VIII., Herzog von Holstein, stirbt ohne männlichen Erben. 1460 wird der Dänenkönig Christian I. von den deutschen Fürsten in Personalunion zum Herzog von Holstein gewählt. Christian I. prägt für Schleswig-Holstein das Wort: „...up ewig ungedeelt!“.

Anno 1464

Der amtierende Bischof verkauft die Wasser-mühle zu Bichel für 60 Mark an Hinrich Emecke. Die Familie Ehmke--Kasch sitzt bis heute auf dem Hof. Die Wasser-mühle ist längst aufgegeben worden.

Anno 1535

Beginn der Reformation. Im Kirchspiel Bosau wird der reformierte Glaube angenommen, nachdem Martin Luther 1517 an die Tür der Wittenberger Schloßkirche seine 95 Thesen angeschlagen hatte.

Anno 1627

Im Dreißigjährigen Krieg wird der Dänenkönig Christian IV. bei Lutter von Wallenstein geschlagen. Wallenstein verfolgt den Dänen nach Holstein. Bosau wird beschossen und zerstört. Der runde Turm der Kirche und das Dach werden total vernichtet, das Mauerwerk teilweise. 1662 wird die Kirche wieder aufgebaut und erhält den heutigen quadratischen Turm. Am oberen Abschluß des Mauerwerkes sind heute noch die Ausbesserungen mit Backstein erkennbar.

Anno 1656

wird die Nordempore gebaut und vom Maler Hans Welker aus Lübeck mit zwanzig Bildern aus dem Leben Jesu geschmückt.

Anno 1662

Die Arbeiten zur Wiederaufrichtung des zerstörten Kirchturms beginnen und werden 1663 beendet.

Anno 1685

Ein Großbrand vernichtet Bosau; nur die Kirche bleibt stehen.

Anno 1701

Pastor Christian Westhof (1701–1725) legt Register für Taufen, Trauungen und Beerdigungen an.

Anno1801

Bau des bis heute genutzten Pastorats.

Anno 1803

Das Fürstentum Lübeck mit dem Landkreis Eutin wird staatsrechtlich dem Land Oldenburg verbunden. Bistum und Domkapitel werden dem Großherzog von Olden-burg als weltliches Fürstentum zuerkannt. Unter dem Druck der revolutionären Bewegung von 1848 wird in den Jahren 1849 bis 1852 die Selbstverwaltung von Stadt und Land gefordert. 1857 wird die Gemeindeordnung für das Fürstentum Lübeck erlassen.

Anno 1816

am 30. April wütet wieder ein großer Brand in Bosau.

Anno 1852

wird am 25. Juli das 700-jährige Jubiläum der Kirche gefeiert. In diesem Jahr wird der flache hölzerne Boden über dem Chor durch das heutige Gewölbe ersetzt.

Anno 1871

wird das Südportal in die Kirche eingebaut. Es wurde bis 1969 als Haupteingang zu Kirche genutzt. An seine Stelle tritt seitdem das Turmportal.

Anno 1887

wird durch Aufschüttung eines Teiles der Seewiese der neue Teil des Friedhofes angelegt und am 24. Juli eingeweiht.

Anno 1918

Nach der Novemberrevolution wird das Fürsten-tum Lübeck oldenburgischer Landesteil. Mit der Verwaltungsreform von 1933 werden 10 Landgemeinden aufgelöst und den verbleibenden 9 Landgemeinden integriert. Die heutige Groß-gemeinde Bosau mit 15 Dörfern entsteht, Braak, Klenzau, Quisdorf kommen zur Gemeinde Bosau. Damit deckt sich die Kirchengemeinde nicht mehr mit der politischen. Die Kirchengemeinde Bosau greift in den Kreis Plön hinein und die politische Gemeinde Bosau in die Kirchenkreise Eutin und Sarau.

Anno 1922

wird die Westfassade des Kirchturms nach dem Einsturz erneuert.

Anno 1935

Die neue deutsche Gemeindeordnung beläßt die bestehenden Gemeindegrenzen. Die blau-roten Landesfarben Oldenburgs verschwinden, Preußens schwarzweiß wird aufgezogen und später die Schleswig-Holsteinischen Landesfarben Blau-weiß-rot.

Anno 1952

finden vom 13. Juli bis zum 25. August Gottesdienste und verschiedene Veranstaltungen zur 800-Jahr-Feier der Kirche statt. Auf dem Kirchplatz wird das Spiel „Bozow“ wiederholt aufgeführt. Der Innenraum der Kirche wird renoviert. Dabei wird die Malerei in der Apsis freigelegt. In diesem Jahr wird auch die Leichenhalle am Friedhof gebaut.

Anno 1964

beginnen umfangreiche Restaurierungsarbeiten an der Kirche. Sie dauern bis 1969. Der Innenraum wird stark verändert. Statt des Tonnengewölbes von 1640 erhält die Kirche die heutige Balkendecke. Die Südempore von 1682 und die große Orgelempore von 1735 werden abgebaut. Der Haupteingang wird zum Turmportal verlegt.

Quelle: Kurt Pause